Hätte mir jemand vor ca. 4 Wochen gesagt, daß wir in Lautern einen Punkt holen, hätte ich sofort gesagt: „Gekauft, wo kann ich unterschreiben?“ Allerdings ändert sich das Bild vor dem Hintergrund, daß unsere Brustringträger kurz nach der Halbzeit mit 3:0 führten, erheblich, und so ist dieser Punkt eher ein Verlust im leider immer noch bestehenden Abstiegsk(r)ampf. (*brr* ich hasse dieses Wort einfach!) Aber von vorne: Für mich war das das erste Auswärtsspiel seit einer Ewigkeit, und das in diesem traditionsbehafteten Stadion, das in den 90ern eine uneinnehmbare Festung war. Dementsprechend heiß war ich auch schon Wochen davor. Zwar lief es mit der Ticketvergabe nicht ganz so glücklich, da wir unsere Plätze in der neutralen Zone hatten, etwas weiter weg von den „Glaubensgenossen“ und inmitten von zahlreichen Lauterern. Trotzdem war dieser Nachmittag ein Erlebnis, und so insgeheim drücke ich den Lauterern die Daumen für den Klassenerhalt, damit ich auch in der nächsten Saison zum Betzenberg fahren darf.
Soviel der Eingangsworte, die Einzelkritik ruft. Streng genommen kann man eine Kritik bis zur 50. Minute und eine für danach anfertigen, da die Mannschaft wirklich 2 Gesichter trug.
Ulreich: Sah zwar bei den Gegentoren unglücklich aus, aber man muß ihm die Schuld absprechen. Hielt, was zu halten war, und war engagiert, seinen Vorderleuten zu zeigen, wo es langgeht.
Funk: Spielte sich mit seiner guten Leistung gegen Bremen in die Startelf, war jedoch auf dem rechten Flügel überfordert und damit ein Unsicherheitsfaktor.
Niedermeier: Die Fehler in seinem Stellungsspiel wurden von der Lauterer Offensive gnadenlos aufgedeckt und ausgenutzt. Auch er war deutlich schwächer als noch gegen Bremen.
Delpierre: Machte auch nicht den gewohnten Eindruck. War zwar bemüht und engagierte sich, lief aber doch zuweilen hinterher.
Molinaro: Auch er mit einem deutlich schwächeren Auftritt. Bei ihm scheint sich der „Virus“ festzusetzen, von dem auch Ludovic Magnin befallen war. Sein Stellungsfehler war der Wegbereiter zum 2:3-Anschlußtreffer.
Gebhart: Rannte mal wieder viel und schaltete sich ins Offensivspiel gut ein. Arbeitete jedoch etwas weniger nach hinten und rückte immer wieder in die Zentrale, was den rechten Flügel ein ums andere Mal offen ließ.
Träsch: Zeigte eine solide Partie und versuchte, die Ordnung im VfB-Mittelfeld aufrechtzuerhalten.
Gentner: In der ersten Halbzeit beinahe schon sehr gut, baute danach jedoch schnell ab und zeigte fahrige Aktionen.
Boka: Zeigte ein gutes Spiel auch in Lautern. Hohes Laufpensum und gute Einsatzbereitschaft machten ihn zum besten Akteur mit dem Brustring, der seine Leistung mit dem 1:0 bestätigte.
Cacau: War in der ersten Halbzeit gut unterwegs, in der er auch für den 2:0-Halbzeitstand sorgte. Agierte aber in der 2. Halbzeit hektisch und verlor oft die Bälle.
Marica: Tauchte in der ersten Halbzeit etwas unter, war aber in der 2. dafür um Einiges präsenter. Hatte zum Ende hin 2 Großchancen, von denen er eine hätte verwandeln müssen.
Boulharouz: Kam für Funk und machte seine Sache nicht sonderlich besser. Auf seine Kappe ging klar das 1:3, was sein Spiel eher unsicher machte.
Degen: Kam für den verletzten Boulharouz und machte ein passables Spiel. Es ist zu hoffen, daß er gesund bleibt.
Pogebnyak: Keine Wertung, da er erst zur 90. für Marica kam.
Support:
Von der Ostgerade aus bietet die Heimat der FCK-Fans einen imposanten Eindruck. Steil nach oben ging das Meer in weiß und rot. Zu Ehren „ihres“ Fritz Walter gab es eine imposante Choreo, die so etwas an die letzte Choreo für die Cannstatter Kurve erinnerte und vom ganzen Stadion mit reichlich Applaus bedacht wurde. Und dann legte man mal richtig los. Der Stil ist als sehr nüchtern und reduziert zu betrachten, Fahneneinsatz gab es eigentlich nur im rechts unten gelegenen Teil der westlichen Gerade. Der Support war recht einheitlich und vor allem sehr laut, als nach dem 1:3 das ganze Stadion einstimmte. Wenn die richtig loslegen, dann fliegen einem buchstäblich die Ohren weg. Über das Vereinslied, das freundlich ausgedrückt als sehr traditionell bezeichnet werden kann (so etwas hat man in den späten 80ern in Stuttgart gehört), läßt sich natürlich trefflich streiten. Zwar nicht so übel wie in Hoffenheim, aber man muß ja nicht gleich den Teufel auf den Plan rufen. Aber den Leuten gefällts, sogar die Gegengerade hat mitgesungen. Insgesamt war auch das Verhältnis in der neutralen Zone recht gut, wenn man mal von neutral gekleideten Gestalten absieht, die anscheinend nur von sich geben können, daß man den Schwaben die Spätzle aus dem A… ziehen sollte. Leute, wenn Ihr nicht pöbeln könnt, dann laßt es einfach!
Der Stuttgarter Anhang war zahlreich nach Kaiserslautern angereist, man konnte durchaus von ca. 6.000 Brustringsüchtigen ausgehen. Und es war ein wirklich guter Auftritt, auch die, die weiter vom Fanblock weg saßen bzw. standen, machten gut mit, und es konnte eine beträchtliche Lautstärke erzielt werden. Insgesamt klappte auch das Singen sehr gut, auch dank der wirklich guten Akustik des Stadions. Kurzfristig hatte man sogar eine größere Lautstärke als der Heimanhang erzielt, zwar gefördert durch die zwischenzeitliche 3:0-Führung, aber auf dem Betzenberg ist das immer noch eine Leistung. Weiterhin muß man sagen, daß man als Gast recht gut aufgenommen wurde, es wurde einem sogar der Platz gezeigt(!). Die Eingangskontrolle verlief auch sehr entspannt und routiniert, was die angenehme Stimmung stark förderte.